WAS IST STRESS? WIE ENTSTEHT STRESS?
Stress wird durch sogenannte Stressoren erzeugt, die auf den Körper, die Psyche und das Immunsystem wirken. Durch diese Stressoren wird der Sympathikus aktiviert, ein automatischer, menschlicher Impuls, der dafür sorgt, dass alle Leistungssysteme des Körpers hochgefahren werden. Dieser Impuls wird auch Flucht-Kampf-Mechanismus genannt.: Er schüttet Adrenalin aus, erhöht die Muskelspannung, die Herz- und Atemfrequenz und die Schweißabsonderung.
Der Begriff „Stress“ kommt ursprünglich aus der Physik (lat. „stringere“, anspannen, engl.: Druck, Anspannung). Im biologisch-medizinischen Bereich bedeutet er Belastung und Anstrengung. Stress bezeichnet eine Reaktion auf bestimmte Reizfaktoren (Stressoren). Die Stressoren können physischer, psychischer oder endogener Natur sein. Wie ein Mensch mit Stress umgeht, hängt damit zusammen, welche Veranlagung er mit sich bringt, welche Fähigkeiten er hat, wie das Umfeld sich gestaltet, wie er erzogen wurde, in welcher momentanen Verfassung er sich befindet und wie viel Belastung er insgesamt aushalten kann.
ARTEN VON STRESS
Wenn ein Mensch eine bestimmte Art von Stress als positiv empfindet, spricht man von Eustress, wenn er den Stress als negativ empfindet, von Distress. Positiver Stress könnte beispielsweise eine Tätigkeit sein, die jemand als angenehm und motivierend empfindet.
Beispiele für negativen Stress sind Todesfälle, Mobbing oder Angst, die einen lähmt. Manche Menschen können bei zu viel Arbeit negativen Stress empfinden und vollkommen unproduktiv sein. Selbst ein- und derselbe Mensch kann je nach Tagesform an einem Tag viel Arbeit als angenehm empfinden und an einem anderen Tag ist er damit überfordert.
STRESS UND DER SYMPATHIKUS
Der Sympathikus – eine Überlebens wichtige Strategie, um in Gefahrensituationen schnell ins Handeln zu gelangen, ist vermehrt in unserem modernen Leben „angeschaltet“, ohne dass eine reale und unmittelbare Gefahr existiert. Unser Gehirn ist permanent damit beschäftigt, unsere Umwelt wahrzunehmen und zu bewerten, ob wir in Sicherheit sind. Diese Frage „Bin ich in Sicherheit“ die in unserem Unterbewusstsein auf 3 Ebenen gestellt wird: auf emotionaler, intellektueller und auf physischem / Überlebenslevel. Falls unser Gehirn auf einer dieser 3 Ebenen feststellt, dass wir in Gefahr sein könnten, sendet es einen Impuls an unseren Körper, den oben beschriebenen Flucht-und-Kampf-Modus zu aktivieren: Adrenalin und Cortisol (die Stress-Hormone) werden ausgeschüttet, wir schwitzen, der Atem beschleunigt sich, der Puls geht nach oben und Verdauungs- und Reparaturprozesse werden angehalten oder verlangsamt.
„Diese Reaktion findet in unserem Körper statt, egal, ob wir von einem Tiger gejagt werden, im Rückspiegel Blaulicht sehen, eine belastende E-Mail in unser Postfach kommt, oder wir barsch angesprochen werden. Ganz egal – dies passiert, wann immer das Gehirn eine Gefahr wahrnimmt“. – Dr. Libby Weaver, „Das Rushing Woman Syndrom“.
Wenn der Sympathikus Modus aktiviert ist, empfindet ein Mensch Stress. Selbst ein- und derselbe Mensch kann je nach Tagesform an einem Tag viel Arbeit als angenehm empfinden und an einem anderen Tag ist er damit überfordert. Wenn ein Stressfaktor immer wieder den Sympathikus aktiviert, dann spornt dieser den Körper zu mehr Leistung an. Der Organismus bereitet sich auf Flucht oder Kampf vor und unterdrückt den Parasympathikus (dieser ist der „Ruhe Nerv“, der für Verdauung, Entspannung, Regeneration, Relax Hormone zuständig ist – mehr zum Parasympathikus in einem anderen Blogpost).
LANGZEITSTRESS UND MÖGLICHE FOLGEN – DAS STRESSSYNDROM
Stress Je nachdem wie viel Stress ein Mensch empfindet und wie lange er schon diesem Syndrom ausgesetzt ist, können unterschiedliche Krankheitsbilder entstehen: Muskelschmerzen, Müdigkeit, Reizbarkeit, Magengeschwüre, Verdauungsprobleme, Bluthochdruck, Krebs, Allergien, Erkältungen, Burnout bis hin zum Tod.
Viele Menschen haben durch die Anforderungen unserer Gesellschaft einen sehr aktiven Sympathikus und damit einen stark ausgeprägten Flucht-Kampf-Mechanismus. Je länger der Sympathikus aktiv ist, je weniger findet Entspannung statt und umso stärker wird das Stressempfinden. Dann spricht man von einem Stress-Syndrom in unterschiedlicher Ausprägung:
STUFEN DES STRESSSYNDROMS – 7 STUFEN
• STUFE 1 - Einfache Aktivierung des Flucht-Kampf-Mechanismus
• STUFE 2 - Anhaltende Muskelverspannungen und dadurch falsche Atemgewohnheiten
• STUFE 3 - Muskelschmerzen, z.B. Schmerzen insbesondere im Schulterbereich, im Nacken und im unteren Rücken
• STUFE 4 - Geistige Müdigkeit, Angespanntheit, Reizbarkeit. Alles wird zu viel Bluthochdruck, Kopfschmerzen. Alle anderen Krankheiten werden durch Stress begünstigt oder verursacht: z.B. Krebs, Allergien, Verdauungsprobleme, Hautkrankheiten, Immunschwäche, Erkältungskrankheiten, Grippe und mehr…
• STUFE 6 - Nervenzusammenbruch, Burnout, körperlicher Zusammenbruch
• STUFE 7 - Tod
Das ist erstmal starker Tobak! Möglicherweise findest Du dich selbst auf einer der Stufen des Stresssyndroms. Was können wir also tun, um unser Nervensystem aktiv zu regulieren? Sofort den Job kündigen, und auf eine Insel ziehen? Dort warten wieder andere Stressoren – was also tun?
RAUS AUS DEM TEUFELSKREIS – STRESSMANAGEMENT
Diese Strategien können hilfreich sein:
• Um das Gestresst-Sein in den Griff zu bekommen, ist es hilfreich, in der Freizeit einen Ausgleich zu suchen, der Spaß macht, aber nicht übermäßig die Nerven beansprucht und keinen Leistungsdruck erzeugt.
• Entspannungstechniken wir Autogenes Training, Muskelrelaxion nach Jacobsen, oder regelmäßige Meditationspraxis können Abhilfe schaffen.
• Sport hilft, durch die Bewegung, Stress abzubauen.
• Auch Yoga Asanas (Haltungen) sind vorzügliche Körperübungen. Durch Dehnungen werden Verspannungen beseitigt, und alle Muskeln werden gleichzeitig entwickelt. Im Yoga gibt es keinen Leistungsdruck, jeder führt die Asana soweit aus, wie es ihm möglich ist. Dabei entwickelt man auch ein besseres Bewusstsein für seinen Körper. Die Energiezentren werden harmonisiert, man fühlt sich danach gelöst und entspannt.
Beispiele: Der Fisch schafft Abhilfe bei verspannten Schulter- und Rückenmuskeln und beseitigt Steifheit im Halswirbel- und Lendenbereich. Drehsitz: durch die Verdrehung des Körpers wird die Wirbelsäule flexibel und das sympathische Nervensystem wird gestärkt.
• Die praktizierten Atemübungen, wie Bauchatmung und Wechselatmung beruhigen sowohl den Körper als auch den Geist und das Nervensystem.
• Veränderung des Lebensstils durch Herunterfahren des eigenen Anspruches (Berufs- und Privatleben). Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es MIR enorm geholfen hat, einen gewissen Perfektionismus abzulegen. Alles 100% machen zu wollen, löst bei vielen Menschen schon Stress aus – und doch wollen sie daran festhalten, aus der Angst, nicht zu genügen und dann kritisiert zu werden. Dabei sind wir oft unser schlimmster Kritiker.
• Selbstfürsorge ist als Stressmanagement unerlässlich und all die oben erwähnten Maßnahmen dienen letzlich der Selbstfürsorge. Denn nur wenn wir für uns selbst (unsere geistige, emotionale und körperliche Gesundheit) sorgen, können wir auch für andere Sorge tragen.
Anmerkung der Autorin: 2017 war ich selbst auf Stufe 5 des Stresssyndroms. Mit viel Geduld, Veränderung meines Lebens- und Arbeitsstils (mehr Pausen, Yoga, spezielle Dehnungen; Schlafhygiene, etc.) habe ich es geschafft. Doch immer wieder darf ich daran arbeiten, mich NICHT zu überfordern. Wie ich meine jahrzehntelange Migräneneigung überwunden habe, erzähle ich in meinem nächsten Blogpost.
Bis dahin, Namasté, Eure Isa Cave
P.S. Schreibt mir gern Anmerkungen, Feedback oder wenn ihr Fragen zu dem Thema oder Yoga habt.
Quellen: Yoga Vidya und „ Das Rushing Woman Syndrom”, Libby Weaver (https://amzn.eu/d/iGMjt53